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2006 Velotour Fock,Emir,Pers und Sec

Velo 2006  -  Mit 280 Jahrringen durch Elsass und Marktgräfler Land

Prolog im Goms
Alles läuft wie seit Jahren ab: Man trifft sich im Januar bei Pers in Münster, besucht das Obergommer Theater, legt ein Datum und den Organisator fest, … und doch hat sich einiges geändert: Emir ist stolzer Besitzer eines neuen Kniegelenks und verzichtet auf Langlauf, Fock und Sec haben beschlossen, die schmalen Latten daheim zu lassen und sich auf die normale Fortbewegung per Pedes zu beschränken. Ja wir sind älter geworden, zusammen bringen wir es auf genau 280 Jahrringe, was einem Durchschnitt von 70 Jahren entspricht. Der Schaden, den wir in Küche und Keller von Pers und Marianne anrichten ist trotzdem beachtlich und bei der Festlegung des Datum kann auf Chorproben keine Rücksicht genommen werden. Fazit: Wir fahren im Juni ; Organisation bei Sec.

Montag, 26.Juni
Treffpunkt Bahnhof Basel; ich fahre mit dem Besenwagen an und berücksichtige dabei Focks Warnung: Die Einfahrt in ein Parkhaus mit einem Velo auf dem Dach kann zu Schwierigkeiten führen. Um 10 Uhr sind wir komplett. Emir hat auf der Anreise seine antiken Sandalen repariert; wir stellen fest: Ein erneutes Aufgummieren dürfte sich nicht mehr lohnen, ein Neukauf wäre angezeigt. Dann geht’s los.
Erster Treffpunkt ist der Garten der „Couronne“ zu Ottmarsheim, wobei unterwegs ein Reifenschaden zu beheben war. Programmpunkte allhier: Kaltes Siedfleisch und eine Kirchenbesichtigung; Emir übernimmt den Besenwagen.
Das folgende Teilstück, 20 km schattige Waldstrasse mit Rückenwind veranlasst Fock zum Vorschlag, doch bis Hannover durchzuziehen. In Fessenheim beschliessen wir, doch beim vorgesehenen Programm zu bleiben und landen in Neuf-Brisach. Vor dem Hotel gibt’s 1684-Bier, wobei Pers die respektable Leder-Oberweite der Wirtin auf den Film bannt und danach Mühe hat, die Kameratragtasche zu schliessen.
Wir werden kulinarisch verwöhnt und nehmen zur Kenntnis, dass die Schweiz an der Fussball-WM gegen die Ukraine ausscheidet.

Dienstag, 27.Juni
Morgenessen inmitten einer Holländer-Seniorengruppe, der Himmel ist eher grau als blau.
Der Start verzögert sich wegen eines Gewitterregens  -  Pers filmt uns vom trockenen Auto aus. Schon nach wenigen Kilometern scheint wieder die Sonne.
Heute wird in Neunkirchen pickniert; Höhepunkt ist einmal mehr Focks scharf-süsse Taiwankuh, dazu werden Elsässer Alpkaas und Bireweggli serviert. Ein verspäteter Kuckuck gibt sich redlich Mühe.

Dann geht’s die letzten 40 km entlang dem Canal du Rhon au Rhin. Höhepunkt ist das Schweizerboot, dessen Sonnenschirm höher ist als das Schleusentor, was bei den Damen an Bord kurzfristig Panik auslöst. Das Verkehrspuff in Strassbourg ist beachtlich und die Einfahrt zum Hotel in der Fussgängerzone von Kehl die reinste Erlösung. Emir versucht erfolglos sein Handy auslandtauglich schalten zu lassen; man sollte halt …

Das Nachtessen im Biergarten bleibt unvergesslich. Einziger Negativpunkt des Tages: Fock schläft ab sofort oben ohne, da das Pijamaoberteil den Weg von Neuf-Brisach nach Kehl nicht gefunden hat. An der WM schlägt Frankreich die Spanier mit 3:1.

Mittwoch, 28.Juni
Geburtstagsüberraschung: Auf dem Frühstückstisch stehen Sekt, eine brennende Kerze und frisch gestohlene Blumen  -  danke!
In den Auenwäldern entlang des alten Rheins singen die Pirole um die Wette. Vor der Kirche von Altmannsweiler erwartet uns Fock mit Tabakpfeife, vertieft in Tolstois „Anna Karenina“. Während des Mittagessens in einer Gartenbeiz werkelt Emir weiter an seinen Sandalen, diesmal mit Schnur.
Im schattigen Innenhof eines Cafés in Endingen am Kaiserstuhl erwarte ich meine Kollegen: Das Personal geht in die Zimmerstunde und lässt mich mit den Papageien allein zurück. Im „Engel“ sind wir dann alle wieder vereint.
Heute ist vor „Schindlers Ratsstube“ Freiluft-Nachtessen angesagt: Rindsleber weinsauer, wer’s mag … Einsetzender Gewitterregen treibt uns ins Hotel zurück, wo noch ein Schlummerbier wartet.

Donnerstag, 29.Juni
Morgenessen  -  wieder ist ein Schiff voll Holländer da, diesmal wahrscheinlich die Pro Senectute-Spielgruppe.
Erster Treffpunkt ist das Münster in Breisach; zur Besichtigung stiftet Emir die Altarbeleuchtung. Kurz vor 14 Uhr trifft man sich wieder, diesmal vor dem Freiburger Münster. Daselbst gibt’s Flammkuchen und Apfelschorrle (gespritzter Süssmost); es folgt ein Rundgang durch die Altstadt.
Die Weiterfahrt wird durch einen kurzen,  aber heftigen Gewitterregen verzögert. Unterwegs erwische ich mit dem Auto beinahe einen fliegenden Fasan. Im Gärtchen der Weinbau-Genossenschaft Staufen erwarte ich die Radler; heute steht als Ankunftsgetränk anstelle von Bier ¼  einheimischer Weisswein auf dem Programm  -  es schmeckt!
In der „Krone“ des Fauststädtchens erleben wir den kulinarsichen Höhepunkt unserer Tour; Pers offeriert à Konto Geburtstag ein Dessert und beim Schlussbier in einem Strassencafé stellen wir fest: Tote Hose!

Freitag, 30.Juni
Wolkenlos; der Hahn kräht schon um halb sechs. Kurz vor 9 Uhr starten wir zur letzten Etappe  -  der Hahn kräht immer noch.
Man trifft sich in Bad Bellingen; Fock steigt als Begleiter zu, nachdem wir noch echten Elsässer Münsterkäse gekauft haben; die geruchsichere Verpackung bereitet einige Probleme.
Wie vereinbart sitzen wir in Basel auf der Terrasse des „Train Bleu“ und erwarten unsere Kollegen. Um 14 Uhr trifft Pers ein und meldet, Emir sei ihm auf den letzten Metern abhanden gekommen  -  jetzt wird’s ganz am Schluss doch noch etwas hektisch  -  ein Suchtrupp wird ausgesandt. Nach einer Viertelstunde der erlösende Telefonanruf von Emir: „Wo seid ihr  -  ich bin in der Brasserie im Bahnhof, wo wir schon vor 6 Jahren waren …“
Es folgt die Abrechnung durch Pers, ohne Beizug einer Treuhandfirma, eine Diskussion über die Zukunft unseres Happenings und die allgemeine Verabschiedung.
Damit ist die Velo 2006 Geschichte und mit einer durchschnittlichen Tagesstrecke von 66km dürfen wir alte Knaben, trotz Besenwagen, etwas stolz sein.

S e c

 

 
 
Autor: Gisler Rudolf
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